Die Zukunft der Bürgergemeinde
Gemäss aktueller Kantonsverfassung wurden die früheren Ortsgemeinden zu 80 Einheitsgemeinden, sog. Politischen Gemeinden, zusammengefasst. Deshalb mussten nun auch die Bürgergemeinden derart umstrukturiert und zusammengelegt werden, dass auf dem Gebiet einer Politischen Gemeinde nur noch eine Bürgergemeinde mit demselben Namen existiert. Seit dem Jahre 2000 haben verschiedene Bürgergemeinden innerhalb ihrer jeweiligen Politischen Gemeinde fusioniert: so z.B. auch Diessenhofen mit Willisdorf.
Da nicht in jeder politischen Gemeinde auch eine Bürgergemeinde mit eigener Verwaltung und Bürgervermögen vorhanden ist, gibt es nur noch rund 60 Bürgergemeinden im Thurgau. Um die verbleibenden oder neu formierten Bürgergemeinden zu stärken wurde schon 1994 der Verband Thurgauer Bürgergemeinden gegründet. Die Bürgergemeinden, die seit Jahrzehnten in die Defensive gedrängt waren, haben mit der Gründung dieses Verbands die Möglichkeit eines verstärkten, gemeinsamen Auftritts.
Darüber hinaus liegt es an den einzelnen Bürgergemeinden, sich vermehrt in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen und so ihre Daseinsberechtigung und ihre Stärke unter Beweis zu stellen. Das kann geschehen durch die Pflege der Waldungen im Interesse des Gemeinwohls, beispielsweise auch in schwierigen Zeiten geringer Rendite. Die Wichtigkeit dieser nachhaltigen «grünen Arbeit» ist von den Bürgergemeinden schon längst erkannt worden und wird wohl in der heutigen Zeit, in der die «Klimaveränderungen» immer gravierender sichtbar werden, sogar von der Politik eher gewürdigt als früher. Beinahe alle Thurgauer Bürgergemeinden sind auch heute noch Waldbesitzer.
Aber auch kulturelle und gemeinnützige Beiträge ans Gemeinwohl halten die Existenz der Bürgergemeinden im Bewusstsein der Öffentlichkeit wach.
Als dem ältestem Zusammenschluss innerhalb unseres Staatswesens steht uns Bürgergemeinden auch besonders die Pflege von Traditionen an, die den Bürgern und nicht nur diesen, sondern allen Einwohnern, Heimatgefühle vermitteln und verstärken können. Die Pflege von Althergebrachtem wird so zur Investition für eine Zukunft.
Der Blick zurück, schärft das Auge für den Blick nach vorn. Als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft haben die Bürgergemeinden im Thurgau nach wie vor dankbare Aufgaben zu erfüllen. Eine aktive Bürgergemeinde leistet so auf verschiedenen Ebenen, nicht zuletzt durch die Förderung von Verbundenheit mit einem Ort und durch die Stiftung eines Gemeinschaftsgefühls, einen Beitrag zum Gemeinwohl unseres Staates und seiner Einwohner.